Volksbank Bad Saulgau | Mitgliederzeitung 02/15 - page 16

Mitglieder
zeıtung
die
Extremsportlerin aus Gebrazhofen
MZ: Lena, was machst Du gerade?
Lena Stoffel:
Im Moment bin ich in
Innsbruck und trainiere. Im September
war ich nochmals beim Surfen, und
wenn ich zurückkomme, geht hier auf
den Gletschern der Winter schon wieder
los. Außerdem steht im November das
Freeride Filmfestival an, bei dem unser
(Aline Bock und mein) Kurzfilm „Way
North“ gezeigt wird. Es ist eine einwö­
chige Tour mit vielen Stopps, unter ande­
rem in Innsbruck, München und Berlin.
Für dieses Projekt gab es den Sommer
über einiges zu tun. Und das ist auch
das, was ich im Moment mit meinem
Sport mache. Ich produziere Fotos für
Sponsoren und Reiseveranstalter und bin
sehr froh, dass ich nach meinem Karriere­
ende im Freestyle­Bereich auf Wett­
bewerbsebene jetzt solche Aufgaben
machen kann. Seit fast zwei Jahren bin ich
staatlich geprüfte Skilehrerin und im Bun­
deslehrteam des DSV. Dort mache ich Fort­
bildungen, vor allem im Freestyle­Bereich
für Skilehrer und Trainer. Außerdem en­
gagiere ich mich im Nachwuchsbereich.
MZ: Du bist Freeriderin, Künstlerin, Extrem-
sportlerin. Kann man davon leben?
Ja. Ich bin selbstständig gemeldet als Sport­
lerin und bekomme von meinem Sponsor
„Roxy“ mein Gehalt. Ich muss mich als
Sportlerin vermarkten und in den Medien
präsent sein, damit ich für „Roxy“ werbe­
wirksam bin. Das habe ich in den vergan­
genen Jahren mit meinen Wettbewerben
und Erfolgen (etwa mit dem 5. Platz bei
den X Games) gemacht. Nachdem ich
keine Slopestyle­Wettkämpfe mehr fahre,
mache ich das über eigene Filmprojekte,
die dann in den Medien und auf Festivals
gezeigt werden.
MZ: Man steht nicht eines Morgens auf
und sagt: Ich will vom Freeriden leben.
Wie bist Du dazu gekommen?
Ich fahre schon mein ganzes Leben lang
Ski und komme vom alpinen Rennsport.
Nachdem ich diese Karriere beendet habe,
bin ich nach Innsbruck zum Studium. Dort
kam ich zum Freeriden. Das hat sich dann
über die Jahre so entwickelt, dass ich bei
Wettbewerben gut war und ich Sponsoren
gefunden habe. Anfangs war das noch
neben dem Studium des Gesundheits­
und Leistungssports. Durch meine Erfolge
im Freestyle und Freeride­Bereich wurde
es dann zu meinem Beruf und nachdem
ich das Studium abgeschlossen hatte, habe
ich mich voll auf den Sport konzentriert.
MZ: Was ist größer? Die Sehnsucht nach
dem „Kick“ oder die nach der Freiheit?
Die Sehnsucht nach der Freiheit. Vor allem
die Sehnsucht, diesen Lifestyle zu leben
und die Freiheit zu haben, Ski fahren gehen
zu können und andere damit zu inspirieren.
MZ: Du bist nach zahlreichen Verletzung-
en immer wieder aufgestanden und hast
weitergemacht. Wie motivierst Du Dich?
Mich hat immer motiviert, dass ich ein­
fach wieder ganz fit werden wollte, um
wieder genauso Ski zu fahren oder ge­
nauso Surfen zu können. Es war oft ein
langer Weg, der mit vielen Hochs und
Tiefs verbunden war, aber es hat sich
gelohnt. Mir geht es jetzt sehr gut und
ich spüre fast nichts mehr davon. Eine
weitere Motivation war aber auch, dass
Slopestyle zur Olympischen Disziplin
geworden ist und ich auf dieses Ziel
hingearbeitet habe. Leider musste ich
diesen Traum dann aufgeben, weil ich
mich im Jahr vor den Olympischen Spielen
leider das zweite Mal verletzt hatte.
MZ: Was glaubst Du, wie wird sich die
Freeride-Szene weiterentwickeln? Immer
extremer, schneller, gefährlicher?
Ja. In der Wettbewerbsszene kann man
diesen Trend schon erkennen, sowohl im
Freeride­Bereich als auch im Slopestlye und
im Halfpipe­Bereich. Wobei ich merke,
dass der Trend eher wieder zum genuss­
vollen Ski fahren zurückgeht.
MZ: Du hast schon sehr viele schöne
Plätze auf der ganzen Welt gesehen –
beim Freeriden, Surfen, bei Fotoshootings
und anderen Events. Ist das manchmal
auch harte Arbeit?
Ja, definitiv ist es auch sehr harte Arbeit.
Zum Beispiel bei unserem Trip nach Nor­
wegen: Im April hatten wir nicht viel Zeit
und wir mussten einiges in den Kasten
bekommen. Wir hatten also immer den
Druck, etwas liefern zu müssen. Die
Planungen waren anspruchsvoll, zum Bei­
spiel auch wegen dem Wetter.
MZ: Gibt es einen Platz auf der Welt, der
Dir besonders ans Herz gewachsen ist?
Ich glaube Norwegen, die Lofoten gehören
da jetzt schon dazu. Außerdem auch viele
Orte, wo ich Surfen war. Das Baskenland
und natürlich Innsbruck, wo ich wohne und
lebe.
MZ: Immer wieder kommst Du zurück
nach Gebrazhofen. Was schätzt Du an
Deiner Heimat?
Es ist mein Zuhause, hier komme ich her.
Ich liebe das Allgäu und genieße meine
Zeit zu Hause immer sehr.
Interview mit Freeriderin Lena Stoffel
„Sehnsucht nach Freiheit“
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